Lisa Kober für creative face Magazin / For English version click here
Eigentlich sieht man bei Patrick Mohr auf dem Laufsteg selten tragbares. Eigentlich. Denn für die aktuelle Kollektion auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin H/W 2011 hat der Designer etwas für Ihn sehr untypisches gezeigt: Tragbare Kleidung. Doch Patrick Mohr wäre eben nicht solcher, wenn er sich dazu nicht das gewisse Extra überlegt hätte…
Während er seine letzten Kollektionen gerne an Albinos, Obdachlosen, Bodybuildern oder Zwitterwesen präsentierte, wählte er diesmal einen subtileren Weg. Alle Models wurden mit verlängerten Haaren im strengen Sleeklook barfuß über den Laufsteg geschickt, die Gesichter in einheitlichem Nude geschminkt. Die Münder fest verschlossen mit einem Stück Papier zwischen den Lippen, den Blick starr geradeaus, wirkten die Models bewusst unaufgeregt. Im krassen Gegensatz dazu wurden harte Klänge eingesetzt. Klopfen, Kratzen, Ächzen und Dröhnen bohrten sich direkt in das Bewusstsein der Zuschauer und schufen eine Atmosphäre der Beklemmung.
Designtechnisch war jedoch nicht viel Ausgefallenes zu sehen. Mohr kombinierte einfach geschnittene Jeans mit noch einfacheren T-Shirts und hüllte seine Models in Parkas und Umhänge, die alle gezurrt, gewickelt, gefaltet oder eingeschnitten waren. Farblich glich seine Kollektion einem Star Wars Filmset des Wüstenplaneten Tatooine. Weiß, Beige, Sand, Grau, Schwarz verwiesen buntere Nuancen vom Laufsteg. Das High Light der Kollektion war ein kopfbedeckender Mantel mit Egg Shape Silhouette, der grau gesteppt mit wenigen weißen Federresten versehen war. Dass sich die Federn vereinzelt ablösten und hinter dem Model im grellen Scheinwerferlicht langsam zu Boden schwebten, war ein netter Effekt. Wie gesagt, diesmal steckte der Teufel im Detail.
Generell wirkte das Ganze leicht futuristisch, so wurden zum Beispiel Jogginghose und Collegejacke mit leichten Schnittveränderungen von Mohr in die Zukunft übersetzt. Eine Zukunft, in der die Geschlechtergrenzen weiter verschwimmen, Farb- und Formlehren außer Kraft gesetzt werden und die Bedeutung des Einzelnen nachlässt, während das Kollektiv in den Fokus rückt. Und so war es nur konsequent, die Models am Ende in Viererreihen über den Laufsteg zu schicken, wo sie schließlich alle versammelt wie eine Klonarmee dem Publikum entgegen starrten.
Mehr / More Mercedes-Benz Fashion Week Berlin: http://creativeface.net/berlin-loves-fashion
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